Caddy (April 2005)
Konzertmarathon IV
So, Kollege, extra für Dich: Gestern Abend haste noch gemeckert, heute haste deinen neuen Konzertmarathon. Und weil du es so eilig hast, gibt's hier erstmal nur den Rest der 2004 von mir erlebten Konzerte. Für 2005 stehen schon 20 weitere brav in der Schlange, um abberichtet zu werden… dazu aber später.
Bitteschön.
06.04.2004 - Electric Eel Shock, nochwer (Köln, Underground)
Heute ist ein besonderer Tag. Mein erstes Blind Date. Muharr… Aber ich wär ja nicht ich, wenn ich nicht die entsprechenden Vorbereitungen getroffen hätte: Rucksack voller Radler, 20 Grad Celsius, Sonnenschein und 2 Gästelistenplätze für Electric Eel Shock – Lock'n'Loll Stormtroopers from Japan. Mit ca. 250 Gigs im Jahr, weltweit! Alle Achtung.
Mein Date stellt sich als absolut brauchbar heraus ("Guten Morgen, gerade eben noch frisch gekotzt… aaah… du hast da ja Radler, gib ma her. Dir ist übrigens klar, dass ich heute bei dir pennen muss?") und gemeinsam geht's an den Rhein zum Vorglühen.
Zu gegebener Zeit trudeln wir im Underground ein, und ich versinke fast vor Scham (SO beeindruckt man keine Lady) im Boden: Das U-Ground ist so leer wie nie und es spielt eine absolut scheussliche, unerträgliche und dazu auch noch schwäbische 60's Garagenlärmband.
"Wir können auch gerne wieder gehen, wenn du magst…" biete ich an, aber Miss Shagwell hat soviel Anstand, sich den Hauptact noch ansehen zu wollen. Und der lohnt!
Zu den Klängen von Sabbath's Iron Man kommen 3 Japaner auf die Bühne. Gitarrist/Schreihals mit Afro und Flying V. Hierbei ist zu beachten, dass Japanern normalerweise kein Afro wächst und es sich hier um einen verdammt teuren Minipli handeln muss. Der Bassmann ist ca. 1,5m klein und sieht hinter seinem Bass noch niedlicher als Ex-Bambix' Maniet oder Lilis Dani. Im Gegensatz zu denen schaut der aber permanent böse drein und vergisst manchmal vor lauter Pommesgabelzeigen das Bassspülen.
Das Drumset ist megaspärlich, hat dafür aber 2 Bassdrums, von denen eine ohne Fussmaschine auskommt. Super Posing. Noch besser: Der Typ selbst kommt unten ohne daher, trägt aber die berühmte Chili Peppers – Socke, die allerdings stolze 5m lang ist, und in JEDER Hand hat er 2 Sticks. So wird dann auch das Iron Man-Thema aufgegriffen und ein paar Minuten durchgezockt. Das prallgefüllte Underground (ich schätze auf stadionfüllende 30 Mann) liegt längst am Boden vor Lachen – aber was anderes will die Band anscheinend gar nicht. Wieder eine dieser Combos, bei denen die Musik scheissegal ist und eher der künstlerische Aspekt zu bestechen weiss, wie z.B. die Superfreunde oder SIDO.
Die Songs sind relativ unspektakulär, ungefähr so wie bei Guitar Wolf, dafür können die Ansagen alles: Ohne ein Wort deutsch und mit 3 Brocken Englisch labern die Typen ohne Ende rum (man kann sich auf den Kopf stellen – egal – man versteht kein Wort) und versuchen auch noch, mit dem Publikum zu kommunizieren. Zur Not wird halt Bier getrunken oder die Pommesgabel gezeigt. Reicht völlig aus. 90 Minuten ziehen die diese Scheisse konsequent durch. In der Zugabe zeigen sie, dass sie ihre Intrumente doch beherrschen und lassen ein lässiges "Rock you like a hurricane" vom Stapel. Dazu der markige Spruch "Yäääääh Germany – Heavy metal Country! You know Lock'n'Loll… Scorpions!!!”.
Ein 10minütiges Abschlusslärminferno, bei dem posingtechnisch nochmal alles gegeben wird, u.a. Handkantenschläge die Flying V – V's.
Alle im Raum (inkl. Band) haben Tränen vor Lachen in den Augen und ich kriege mein doofes Grinsen erst wieder weg, als ich zum Dauerknutscheinsatz beordert werde. Danach wie sich das gehört ins Cave, anschliessend zur 2. Halbzeit nach Hause.
Lasst euch gesagt sein: Blind Dates lohnen!
10.04.2004 - New Hope, Lili, Tagtraum, Schrottgrenze (Overath, OJO)
Heimatabend. Muss schwer betrunken gewesen sein, kaum Erinnerung da (4 Monate später). Mal sehen…
New Hope machen absolut H&M-tauglichen Emorock, für die Jugendlichkeit der Mitwirkenden aber sehr beachtlich. Die machen alles richtig: Schönling als Sänger (Linkshändergitarre, super Posing), catchy Melodien… so Donots light würd ich sagen, allerdings zur Better Days Not Included – Zeit. Mädels kurz vorm Realschulabschluss: Reinziehen!
Tja, bei Lili setzt es dann auch aus… werden aber kein Stück besser oder schlechter als sonst gewesen sein.
Was ich noch weiss ist, dass ich von Tagtraum unheimlich weggeblasen war. Was für eine Band! Musikalisch allererste Sahne, und immer wieder erfinden sie sich neu, grandios! Die beste Liveband, die Franken zu bieten hat (gleich dahinter wohl die Go Faster Nuns). Ich lasse mich fast dazu hinreissen sie die Deutschen Weakerthans mit ein bisschen mehr Pfeffer im Arsch (und dem um Längen besseren Schlagzeuger) zu nennen.
Aaah, jetz bin ich mir sicher, dass ich unglaublich stramm gewesen bin, denn vom Schrottgrenze – Gig weiss ich nur noch, dass irgendwann Türk, Raki und ich an unseren gewohnten Instrumenten auf der Bühne stehen und wir mit Alex am Gesang "Kleines Luder" covern. Jahre her, dass ich so breit gespielt habe und entsprechend viel das Ergebnis wohl aus. Wo ich gepennt hab, weiss ich nicht mehr.
13.04.2004 - RX Bandits, DESA (Köln, Underground)
Okay, heute abend wird eine Band geschaut, von deren Livequalitäten Herr Neidhardt schon seit einem Jahr in den höchsten Tönen schwärmt und deren Platte "Progress" bei mir auf Rotation lief. Es handelt sich um extrem entspannten und verspielten Dubskareggaepunk mit Weltverbesserungsattitüde. Bob Marley meets Face to Face würd ich sagen.
Rakis WG ist komplett angetreten, einige mit grossen neugierigen Augen, denn nicht allen sind diese subkulturellen Versammlungen geläufig…
Als erstes gehen heute Abend DESA auf die Bühne. Wir haben ein 4er – Gespann vor uns Gesang, Gitarre, Bass, Schlagzeug. Die Jungs sehen so richtig schön nach 3 Wochen Tourbus in den selben Klamotten und ohne Schlaf aus, und haben demnach ihren schönsten Moment des Tages auf der Bühne, und das auch nur für 45 Minuten. Dafür merkt man es ihnen an: Bei den Ansagen unglaublich lethargisch (Vitaminmangel!), legen die 4 während den Songs ein ziemliches DESCENDENTS – Brett hin. Vor allem die Gitarrenarbeit erinnert doch sehr an Milo & Co., nur der Gesang eben nicht, trotzdem sehr geil.
Eigentlich sind die schon das Eintrittsgeld wert. Dazu wird heute Abend die neue PA des renovierten (jawohl: die Klos haben jetzt Glas in den Fenstern) Undergrounds eingeweiht, was man deutlich merkt. Der bei mittelmässigen Mischern oft scheppernd und hölzern klingende U-Sound hat sich, vor allem bei fachmännischer Handhabung des Pultes, in ein Klangerlebnis der Güteklasse Primeclub (für mich bisher in Köln der geilste Livesound) verwandelt.
RX Bandits haben eine neue Pltte raus, die ich nicht kenne und von der erstmal so 5 - 6 Songs gebracht werden. Ja alles klasse (vor allem der Sound), die Fans tanzen jetzen schon begeistert mit. Nach ca. einer halben Stunde, mein Pegel hat gerade den point of no return erreicht, kommt der erste Song von "Progress" - und die Platte wird komplett durchgespielt. Jeder einzelne verdammte Song! Die letzte halbe Stunde des Konzertes bin auch ich, so wie alle anderen, damit beschäftigt möglichst extatisch durch die Gegend zu zucken und die Band zu worshippen. Genial! Immer wieder gerne. Nur gibt es ein Problem. Die Band hat wohl eine sehr seltsame Tourmoral. Kommen für 3 oder 4 Konzerte über den grossen Teich, welche dann in Köln, Berlin, Hamburg und irgendeinem Kaff in der Eifel vor jeweils 300 Mann stattfinden und fliegen wieder zurück. Wie soll sich das denn rentieren? Zumindest aber erklärt es, warum mindestens die Hälfte des Publikums mit süddeutschem Akzent gestraft ist.
19.04.2004 - Transport League, Painfield, 2$ Haircut (Köln, Underground)
Warum war ich noch mal hier? Ach ja! Mit Burn zusammen angerauscht, um 2$ Haircut, die Band seines Gitarrengurus Frank anzutesten. Es ist wohlgemerkt ein Montagabend und eigentlich hat keiner Lust. Insgesamt befinden sich im Publikumsbereich vielleicht 15 Menschen und man hält sich an seinem Bier fest. Wir haben Eintritt bezahlt und erwarten jetzt gefälligst gute Bands. Die auch prompt kommen.
- 2$ Haircut fangen an. Unverdient. Aus den Boxen kommt ein Sound, der mit RX Bandits letzte Woche ohne Probleme mithalten kann und soger noch fetter drückt, weil Metalbands nun mal mit runtergestimmten Gitarren zu Werke gehen. Und das, obwohl Herr Buchheim vom SAE an den Knöpfen sitzt. Wir bekommen feinsten, aber auch allerfeinsten New Metal um die Ohren geknallt, der ohne Probleme mit Bands wie Deftones oder System of a down (oder halt einer Kreuzung aus beidem) mithalten kann. 10 von 10 Punkten. Obwohl: ich gebe nur 8, aber mindestens an einem der fehlenden Punkte ist das Publikum schuld. Langweiler!
- Nun spielen Painfield aus Norwegen, die ziemlich Panteramässig, oder um genau zu sein, eher wie Superjoint Ritual daherkommen, und das als 3piece. Nebenbei bemerkt spielt der Bassist übrigens ein Instrument, welches mich in meinen Grundprinzipien erschüttert: Es steht IBANEZ drauf und sieht gleichzeitig gut aus. Das geht normalerweise gar nicht. Physik nennt man das glaub ich.
- Bei Transport League (aus Schweden) bin ich bereits besoffen und kann nicht wirklich mit Einzelheiten dienen. Okay, es ist hart, und auch gut gespielt. Soundtechnisch schlägt man gerade mal Painfield und kommt bei weitem nicht an 2$ Haircut ran. Outfit geht bereits ins lächerliche: Schwarze Lederröcke und Netzhemden passen ganz einfach nicht zu Metalcore.
Kommen wir nun zum weitaus angenehmeren Teil des Abends. Nach dem Konzert zog das ziemlich mies besuchte Underground noch seine Pink-Monday-Party durch. Und alle 10 Gäste (darunter auch Doris von der LMH – Theke: schmacht!) lieferten sich mit den vollzählig zum Abschuss angetretenen Bands mehrere Limbowettbewerbe. Als ich dem Painfieldbassisten auf dem Klo treffe, finde ich über sein Instrument heraus, dass es sich hierbei um das äusserst seltene Bassmodell der Ibanez Roadstar II – Gitarre (die übrigens ordnungsgemäss scheisse aussieht) handelt. Wieder was gelernt. Gut Nacht!
Nachtrag: Am darauffolgenden Dienstagabend auf dem Weg ins Cave (Spass am Dienstag!) treffe ich beim Aussteegen aus der Bahn doch glatt die Jungs von Transport League, die ihren Off Day in Köln haben und von einer Metalkneipe namens "Cave" gehört haben. Na dann kommt mal mit, Jungs.
03.05.2004 - Schandmaul (Köln, Live Music Hall)
Dem Andi sei dank kann man heute Abend mal wieder für umme rein, denn Herr Söntgrath ist der Meinung, diese Band müsste ich mal kennenlernen. Er selbst verstehe sich ja auch immer prima mit ihnen und ausserdem werden wir uns eh auf Tour treffen, da kann man ja schon mal vorfühlen. Okay, also hin.
Schandmaul spielen Mittelalter – Pathos – Rock/Metal, was eigentlich gar nicht mein Ding ist, nutze also das Konzert als Alternative zum Fernsehprogramm. Ich bin leider auch nicht pünktlich, verpasse eine Vorband, deren Namen ich nicht kenne, und Schandmaul sind bereits dran. Und ich muss sagen: Bis auf die Musik stimmt da ziemlich alles. Fetter, harter Sound, sympathische, aber dennoch ruhige Ansagen, tolles Licht und 2 Augenschmausfrauen auf der Bühne, die auch noch Instrumente spieln können. Alles sehr nett. Nach der Show treff ich Andi, der mich dann noch Backstage einschleust, wo ich den Schlagzeuger kennenlerne, der dafür, dass er gerade ein Konzertgespielt hat, sehr fit und gut gelaunt daherkommt: "Wohlstandskinder? Ich dachte immer, ihr macht HipHop. Da bin ich jetz aber beruhigt …". Ansonsten keine nennenswerten Vorkommnisse.
31.05.2004 - Pennywise, The Slackers, Anti-Flag (Köln, Deconstrucion Tour, E-Werk)
Ich habe nicht die geringste Erinnerung daran, wie die Ereignisse des Tages abliefen, auf jeden Fall komme ich heute ziemlich spät und mit ‘ner Flasche Wein intus am E-Werk an. Drinnen wird erstmal Maniet (Ex – Bambix – Bassistin) als Pennywise Merchfrau begrüsst, die mir prompt die Konzertbesprechung des Offspringkonzertes mit uns als Support im Rock Hard unter die Nase hält. Quatschen, Drink nehmen, Bands gucken:
Die ersten, die ich mitkriege, sind Anti-Flag. Ja, das ist schon eine gute Band. Attac – Punk für die Oberstufe, würde ich mal sagen. Und ja, sicher meinen sie's gut, und doch geht mir dieses Versteifen auf genau ein Thema (America ist doof und Bush erst recht) und der Herumreiterei auf dem Iro-Punk-Image langsam auf die Nerven. Dafür sind wir dann doch ein bisschen alt. Dennoch haben die Jungs mit "The Terror State" ein wichtiges und gut zu hörendes Album abgeliefert, was der Bnd warscheinlich tausendmal mehr bringt als das ewige Phrasengedresche für Politikstudenten. Zudem kann man ihnen live von keiner Seite an die Karre fahren, bis auf die Tatsache, dass die Show ein wenig eingeübt daherkommt weshalb man ihnen die Rebel–Spontan-Nummer auch nie so richtig abnimmt.
Umbau für die Slackers – ich entdecke Adam Schwarz am Mischpult. Adam ist der gefeuerte Mischer der Terrorgruppe. Hat wohl auf deren Touren einiges über den Durst getrunken, was wir im Jahre 2000 auch ausgiebigst bezeugen durften. Wie immer ist er bestens schlecht gelaunt, lädt mich sofort zu sich ein und drängt mir mal wieder Fernet Branca und nen Joint auf. Danach lassen sich die Slackers natürlich so richtig geniessen! Old School ReggaeSka, herrlich entspannt und locker flockig. Viel besser als Bob Marley! Die Jungs passen eigentlich so gar nicht in dieses Punk Lineup, aber gerade deshalb gefallen sie mir sehr gut. Und wenn alle Mädels tanzen, dann kann man der Band daraus bestimmt keinen Vorwurf machen. Uli Sailor berichtet von den Qualitäten der Slackers als Backstage – Gastgeber. In deren Backstageraum stehen wohl die ganze Zeit über 2 Turntables und 'ne Bar, jeden Abend Aftershow-Reggae-Cocktailparty für alle, geil!
Pennywise sehe ich heute zum 2. Mal und sie gefallen mir viel besser als bei der letzten Deconstruction Tour. Wo dran das liegt, weiß ich nicht. Die Jungs sehen natürlich absolut genauso aus wie alle 90er Jahre Westcoast Punkbands, aber im Laufe des Sets stellt man fest, dass Pennywise doch für einen ziemlich großen Amount wichtiger Hits aus eben dieser Musiksparte verantwortlich sind. Zwischendurch covern die Witzbolde dann überraschend was von Outkast und als irgendwann sogar "Unknown Road" gespielt wird, bin ich auf einmal wieder 15! 2 Mankos trotzdem: Viel zu kurzes Set – ca. 45 Min. - und dieser nervige Song mit dem "Whoooooohohohooooooo…" – Chorus ist zwar Punkgeschichte, aber ich kann ihn einfach nicht mehr hören. Das Blitzkrieg – Bop – Syndrom schlägt wieder zu. Naja, dem Publikum gefällts und das ist das, was zählt. Netter Abend.
04.06.2004 - Dirty Deeds '79, Mayqueen, Vodoo Lounge (Bonn, Rheinaue)
Halleluja – BLESS MY SOUL! WAS für ein Lineup! Stones- , Queen-, und eine … ach quatsch, DIE AC/DC Coverband überhaupt … live auf einer Bühne. UMSONST! Diesen Tag sollte man im Kalender markieren und als gesetzlichen Feiertag einführen, sowie ab sofort an jenem Datum tarditionell die o.g. Bands auftreten lassen. Umsonst. Mit Freibier. Tag der Musikgeschichte, oder so.
Ich habe auf Tour bei den Punkern gelernt und mir fein 2 Liter "Mäusepisse" zubereitet: Vodka, Milch und 8 Päckchen Vanillinzucker. Endsüss und knallt wie Sau. In Bonn treffe ich mich mit Volker, Till und Burn und man pilgert gemütlich Bier- und Pissetrinkend richtung Rheinaue. Dort angekommen sieht's ganz schön nach Regen aus, aber so was is ja egal bei 'nem Open Air Konzert. Zumindest wenn man genug zu saufen hat und zudem auch noch Bierbörse ist. Das ganze findet übrigens auf einer Rheinkulturähnlichen Bühnengrösse statt, mit ca. 2000 Leueten davor, also richtig amtlich. Ich komme mir vor wie auf einem Rockkonzert.
Wir wähnen uns im Paradies - wären da nicht die Klänge von "Voodoo Lounge" zu ertragen gewesen. Die Stones in Ehren, schön und gut, aber SOWAS?! Vodoo Lounge sehen ungefähr so aus wie die Besatzung eines Lehrerzimmers Ende der 90er und nehmen dem Götzenbild sofort jeden Hauch von Rebellion, wofür die Musik eigentlich steht. Dafür klingen sie 100% so unfähig wie die Originale. Also mal vorrausgesetzt, der Gitarrist kann eigentlich spielen, dann muss man einen solchen Rückschritt zu original-Keith-Richards-Gekrampfe schon als Riesenleistung (Mimikry!) loben. Geht ins eine Ohr rein, zum anderen wieder raus. Ganz im Gegensatz zum Bier übrigens, was oben rein und unten rausläuft, also zwischendurch verarbeitet wurde. Im Gegensatz zu Voodo Lounge. Übrigens.
Sodann wird's allerdings richtig interessant, weil ich a) Queen – Fan bin und b) diese Band einen geradezu STILL COLLINS – mässigen Ruf als Coverband geniessen, und das will was heißen. Angeblich spielen die sogar die Band in dem Scheiß Queen Musical. Egal, hier will ich was sehen. Tu ich auch. Der Sänger trumpft mit einer vom Original nicht zu unterscheidenden Stimme und sogar dieser ekligen gelben Uniformjacke, die Herr Bulsara so gern getragen hat, auf. Aber selbst auf diese große Entfernung stören die eindeutig blonden(!) Haare sehr. Der Gitarrenmann hat sich Mühe gegeben: Zwar erinnert die Frisur nicht unbedingt an Brian May, dafür scheint er sich haargenau die gleiche Gitarre nachgebaut zu haben und imitiert sogar Mays Gitarrensounds täuschend echt, und das obwohl Herr May dafür bekannt ist, seine Effekte genau wie seine Gitarre selbstgebastelt zu haben.
Und nun, Ladies and Gentleman: Dirty Fuckin' Deeds Nineteenseventynine! Die beste AC/DC Coverband auf Erden! Habe ich in dieser Kolumne schon häufiger abgefeiert. Und diese Jungs sind einfach überall grossartig: Im kleinen Ballroom vor 100 Mann, im Prime Club vor 400 Mann oder eben auf einer grossen Open Air Bühne vor zweitausend Leuten aufwärts. Gott! Gott! Gott! Eben genauso gut wie AC/DC selber, jeder Charakter besitzt Vorbild – Posing, die Setlist ist pures Platin und die Spielzeit wie immer exorbitant. Alles geil. Und betrunken. Was wohl auch der Grund ist, dass ich im strömenden Regen anschliessend noch Bullenreiten gegangen bin. Also so ein von gehässigen Schaustellern gesteuertes Elektroding, die nur darauf warten, von Betrunknen herausgefordert zu werden.
Das musste mir allerdings erst am nächsten Tag von Martin Bachner erzählt werden, der mich wohl unmittelbar nach dem Sturz vom Bullen noch angerufen hatte. Er konnte sich erinnern – ich nicht. Dafür aber an den Streit mit der blöden Friseuse in der Bahn nach hause, die leider nicht verstehen wollte, wie man sich für 'ne blöde Rockband in den Matsch schmeißen kann, nur um anschließend ihre S-Bahnsitze zu versauen. Dafür hat sie mich auch 2 Stationen zu früh aus der letzten Bahn aussteigen lassen. Ich liebe Fußmärsche durch den Regen …
05.06.2004 - D-Sailors , Schrottgrenze, Freygolo (Jülich, KuBa)
Wir haben inzwischen April 2005 und ich kann mich kaum noch an diesen Abend erinnern… wird Zeit, dass ich die ganze Scheiße hier abgearbeitet kriege. Also, Freygolo: Sehr nette Franzosen, die sehr schnellen Trompetenpunk spielen, professionell dargeboten und dabei mit ihren weiten Hosen zwei Meter hoch springen. Leider leibt kein Song hängen. Bemerkenswert: Die Jungs fahren für einen Gig in Jülich vor ca. 80-100 Mann starkem, gerade eintrudelndem Publikum 18 Stunden von Nizza hier hin und noch in der Nacht wieder zurück. Müssen ja arbeiten gehen. Hut ab!
Ich glaube es war der letzte Gig für den blonden Hans als Bassist von Schrottgrenze, bevor Herr Pohn den Job übernahm. Dementsprechend wurde er und auch die Band abgefeiert. SG können in Jülich sowieso nicht verlieren.
Dann die Sailors, zum ersten mal mit neuem Schlagzeuger Matthi, nachdem der gute Marco (R.I.P. brother - du warst einer der Geilsten!!!) nicht mehr konnte. Und der macht seine Sache extrem gut und ich merke gar nicht, dass hier jemand anders spielt. Die Sailors legen halt Wert auf gute Ersatzleute (*selberaufdieschulterklopf*). Die Songs vom neuen Album "Lies and Hoes" schlagen ein wie eine Bombe und in den nachfolgenden Konzerten sollte man feststellen, dass die D-Sailors einfach erstens ihr bestes Album abgeliefert haben und zweitens die Messlatte für deutsche Melodybands sauhoch angelegt haben! Reschpekt, meine Herren. Wie der Abend endete, weiss ich nicht mehr, kann am Saufgelage liegen.
09.06.2004 - LebensWeGe (Overath, OJO)
An meinem Geburtstag spielt dem Lichtsklaven Andi seine Band in unserer Aufziehstation. Keine Erinnerung ans Konzert, nur dass der Hellmich mich vorm kompletten Saal bloßstellt und alle zu einem Ständchen nötigt. Mann is mir das peinlich.
28.06.2004 - Die Ärzte, Balzac (Tanzbrunnen, Köln)
Ziemlich genau das, was man auf der "Die Band, die sie Pferd nannten" – DVD sehen kann, nur Open Air und bei lächerlichen 86 Dezibel. Fairerweise muss man sagen, dass das an den Auflagen des schwulen Tanzbrunnens liegt.
03. – 08.08.2004 - Wacken Open Air (Gemeinde Wacken, Schleswich Holstein)
Es ist wieder so weit. Der Jahreshöhepunkt für Vernunftsgetriebene, Familien mit Hund, Bibliothekare und Doors-Fans. Dieses mal auch wieder mit Duschband! 2004 lass ich mal mehr die Bilder für sich sprechen. Hier ein kurzer Abriss:
Teilnehmer: Frank, Kollege, Graf Disco, Nathalie, Jessi, Miss Shagwell, Krischan, Magen-Darm-Holz, Mike, Kulike, Alex Tsitsigias, Trude, Hank Francisco, Carolita Superpferd, meine Wenigkeit und andere.
Abgefeierte Bands: Hauptsächlich Anthrax, Motörhead, Mayhem, DIO, Arch Enemy und Satyricon sowie selbstredend die doofen Onkelz.
Beschäftigungen: Saufen, Schutz vor Sonne suchen, Wasser holen, Duschband, Lesungen, Livebewerten und Miss Wet T-Shirt Contest.
Hier die Bilder:
07. 11.2004 - RX Bandits und andere (Siegen, Blue Box)
Ich bin toursüchtig, anders kann man das nicht beschreiben. Gerade von den letzten WSK – Tourterminen 2004 wiedergekommen und schon wieder mit Sil unterwegs ins beschauliche Siegen, Heimat unseres Alt – Merchandisers Kai, um den großartigen – in dieser Rubrik schon mal abgefeierten – RXBandits zu huldigen.
In der Blue Box angekommen stellen wir fest, dass es sich um ein ehrenamtlich geführtes Jugendzentrum mit extrem Moderaten Eintritts- und Getränkepreisen handelt. Auf Nachfrage kricht Sil sogar nen Teller Eintopf. Bravo! Wir ertragen eine Rancid Kopie, bestehend aus 15jährigen Iroträgern, die aber eigentlich gar nicht schlecht sind. Danach folgt (oder wars andersrum) ein bisschen uninspirierter Schrei – HC, und dann die eigentliche Überraschung des Abends: Chris Murray – die One-Man-Ska-Band. Wow, ein extrem sympathischer Ami (oder doch Kanadier?), der sich selbst auf der Akkustikgitarre begleitet, dazu eine saugeile Stimme beweist und quasi nur Hits abliefert.
Im Gegensatz zum Kölner RXB - Konzert ein Jahr vorher, wo das Underground zu platzen drohte, haben sich hier in Siegen läppsche 70 Leute eingefunden, die aber alle begeistert das Tanzbein schwingen. Hübsche Mädchen und Sil und ich mittendrin. Hach, schön!
Dann die RX Bandits: Sausaugeil. Punkt. Genaueres im ersten RXB Konzertbericht. Wahnsinnsdrummer. Hinterher vertickt Chris Murray deren Shirts und ich kaufe mir zum zweiten mal in meinem Leben (Nummer eins war das Brasilien - Sepultura Shirt aus Sao Paulo) ein gelbes T-Shirt. Zu hause bemerke ich, dass auf dem Ärmel "Music = Love" steht. Peinlich.
17.11.2004 - Suicide Machines, Leftöver Crack, Five Knuckle, ADD (Köln, MTC)
Yeah! Endlich die Suicide Machines Live erleben. Ich halte die für einen Gehimtipp, was wohl ein Fehler war: ausverkauft. Zum Glück hab ich 'ne Karte. Sil auch. Wusste gar nicht, dass die so angesagt sind. Das Publikum ist jung, begeistert, und 80% haben ihre Skateboards au den Rücken geschnallt.
ADD und Five Knuckle machen Hardcore der besseren Sorte, schlagen in die 7 Seconds – Kerbe. Kann man nicht meckern, schöne snotty Ansagen mit britischem Akzent. Stimmlich merkt man denen an, dass die wohl schon ein bisschen unterwegs sind.
Leftöver Cräck sind wohl die Helden des Abends: Rancid – Punkrock, nur auf (noch mehr) Speed. Werden abgefeiert ohne Ende, kann ich nicht so richtig nachvollziehen. Es gibt Rancid und das reicht auch.
Und jetzt zu meinen Favorites des Abends: The Suicide Machines! Die SM machen jeweils abwechselnd uptempo Skapunk, Poppunk oder Hardcore, auf Platte könnte man denken, dass es sich um 3 verschiedene Bands handelt. Unbedingt das erste, selbstbetitelte Album und "A match and some Gasoline" antesten. Im Innencover des ersten Albums schön in karierten Anzügen abgebildet, erwarte ich posingtechnisch so was wie die Hives, nur nicht mit ganz so energetischem Sänger – schon wieder daneben! Vier Rockenroller mit tätowiertem, verranztem Skateoutfit tragenden Sänger kommen auf die Bühne und ballern alles weg, so was tightes aber auch. Der Sänger geht ab wie Schmitz' Katze, und das auf der kleinen MTC – Bühne. Reckübungen am Lichtrigg, im Publikum mittanzen, die Leute mit ins Mikro schreien lassen, sich permanent bedankend und Leuete umarmend – mir wird warm ums Herz. Und ich kriege auch noch ALLE verdammten Hits um die Ohren geprügelt. Mann, was geil! Danach hab ich erstmal wieder ein amtliches Klingeln in den Ohren, die Schnauze aber trotzdem noch nicht voll und besaufe mich woanders weiter. Wo, hab ich vergessen.
21.12.2004 - Terrorgruppe, Muff Potter, The Movement und Trend (Köln, Live Music Hall)
Während ich im Dezember mit den Jungs von Schrottgrenze unterwegs war (den Tourbericht muss ich auch noch schreiben – allerdings wird der zensiert ziemlich langweilig aussehen, ich lass es lieber), hatte ich bedingt durch das gemeinsame Konzert im arschkalten Bischofswerda (sozialistische Einheitskälte) nach langer Zeit mal wieder Gelegenheit, die alten Haudegen von der TG zu treffen und ihre Livequalitäten abzufeiern.
Exkurs: In Bischofswerda bat Archi während des Punkrock - Karaoke – Teils den SG - Alex auf die Bühne, damit er die alte Deutschpunk – Hymne "Deutschland muss sterben" von Slime (auch aus Hamburg) singt. Oder besser "schmettert". Was ein Spaß: 500 Ost-Asseln beim Ausrasten zuzuschauen. Und ich hab alles auf Video …
Bei der Gelegenheit konnte ich feinerweise mal wieder Gästeliste schnorren, um die Jungs Köln zu besuchen. Trend und the Movement hab ich aus irgendwelchen Gründen verpasst. Bei Trend find ich das nicht so schlimm, bei The Movement schon. Die waren in Berlin im Wild at Heart hervorragend! Während Muff Potter spielen, trudele ich ein. Und hei, was sind die Jungs Popstars geworden! Das geht ja zu wie bei WSK – 14 – 17jährige Mädels in den ersten Reihen und anstatt zu pogen wird brav auf- und abgehüpft. Aber das macht die band ja nicht schlecht – im Gegenteil. Muff Potter gehen sehr professionell zu Werke und das jahrelange Touren merkt man ihnen an. Gute Band mit guter Platte ‚Heute wird gewonnen, bitte!'. Ich weiss, dass das einige Leute anders sehen, is mir aber egal. Vor allem ein Unding, dass die in Overath noch nicht so abgefeiert werden wie beispielsweise SG oder Kettcar. Turbojugend Overath: Beim ORC bitte ändern!
Dann die TG - und Archi brav, wie ich es ihm empfohlen habe – mit aufgestelltem Iro. Die Medien- und Schwulenstadt Köln hat das einfach verdient. Insgesamt ein kürzeres Set als in Bischofswerda (da warn's 2,5 Std.) und auch ein bisschen lauer, was am Publikum liegen kann. Außerdem sind es heute 4 Bands und nicht 2. Egal, die Teens feiern zum letzten mal (Hatte ich es erwähnt? Die Herren befinden sich auf ihrer Abschiedstour und werden danach zwar weiterexistieren, aber nicht mehr live spielen. Da können sie WIZO Abklatsch vorwerfen. Clever.) ihre Helden ab.
Nach der Show schnorr ich mich noch backstage ein, wo eigentlich gar nix geht, ausser dem Geburtstag des Puff Mutter – Gitarristen. Ich schenke ihm einen Joint und gehe in den Sonic Ballroom, den Abend zuende bringen.
Soweit das Jahr 2004.