Caddy (Juli 2003)

Konzertmarathon

Oh mann. Ich hasse es. Wie beim Spülen. Wenn man nicht sofort nachm Fressen, seinen Teller, die Gabel und die Tasse spült, sammelt sich der Berg 4 Wochen lang bis selbst ich das Leben im Spülbecken rieche - obwohl ich ja schon seit 4 Wochen in dem Odeur lebe und mich dran gewöhnt habe. Und dann is man 'nen ganzen Tag beschäftigt. Heute dachte ich mir: "Mensch Don, du warst doch so fleissig in letzter Zeit. Hast 'ne Menge Bands gesehen. Erzähl doch mal, wie's war. Machste ja sonst nich.
Nachdem ich also meine Birne ein bischen angestrengt habe, stehe ich also vor diesem Haufen Konzerte, der noch längst nicht vollständig ist und über den berichtet werden will. Folge II kommt mit Fotos. Also: Fingerspitzen abtapen und los!

10.01. Lili und ein paar Möchtegernmetaller (Köln, Domforum)
Ganz schön lang her, von da her wird's hier nich ganz so ausführlich. Hör ich da schon die ersten Jubelschreie? Keine Angst, ich kann mich immer steigern. Also: Konzert im Domforum? Noch nie gehört. Kein Wunder. Sieht ja auch nicht nachm Konzertschuppen aus, sondern eher wie Austragungsort für "anspruchsvolle" Glas-Avantgarde-Vernissagen. Als ich zu spät eintrudele, hat die erste Band schon gespielt, es reicht grad für 2 Bier und schon beginnen Lili. Heute höre ich zum ersten mal ihr "A-Team" Intro. Ziemlich cool. Wenn es nicht so desillusionierend wäre zu wissen, das die Mädels eben nicht wie im Intro behauptet jede Party rocken und am meisten saufen sondern eher das Gegenteil. Naja haben ja auch alle feste Männer und lügen einen von "500 Singles will ich kriegen…". Jaja, the great rock'n'roll swindle - wer will es ihnen verdenken. Macht man halt so. Ohne kommt man nicht weiter. Deshalb fällt die Party hinterher auch aus, weil die Mädels mit ihrem Produzenten (übrigens der von Möhre, hähä…) essen gehen müssen. Sowas muss auch sein, hab ich Verständnis für. Aber muss man es dem kompletten Publikum übers Mikro erzählen? Unprofessionell. Trotzdem ein sympathisches Konzert. Ich mag den Kollegen, wenn er Ylva verliebt anschaut.
Danach dann was für richtige Männer. Mit leichten Ladehemmungen. 4 Kerle (so um die 18) mit kurzen Haaren spielen Krach, der nach Death Metal klingen soll. Bei ihren ruhigen Stücken singen sie auf einmal auf deutsch und klingen wie Böhse Onkelz. Sehr lustig. Aber wenig spektakulär. Meine Meinung wird noch komplett bestätigt, als sie zur Zugabe "Ich erinner mich gern an diese Zeit" (keine Ahnung mehr, wie das richtig heisst) der Onkelz spielen. Gewagt! Ich amüsiere mich, gehe noch mit den üblichen Verdächtigen auf ein Bier ins Cave und dann früh zu Bett. Immerhin musste ich am nächsten Tag entweder arbeiten oder ein Konzert spielen. Weiss ich nich mehr.

31.01. Ten Foot Pole, Venerea (Köln, Underground)
Auf Geheiss von D-Sailors - Uli Breitbach machen wir uns an diesem Abend auf ins Underground. In 80% der Läden, in denen ich mit WSK im September und Oktober gespielt habe, lief seltsamerweise die "Losing Weight, Gaining Ground" von Venerea beim Aufbauen. Eine Platte, die ich sehr schätze aber viel zu wenig höre. Ich musste feststellen, dass die Scheibe unheimlich viele Hits enthält, die auch mal live abgefeiert werden müssen. Deshalb zum Konzert. Uli schwört auf Ten Foot Pole und somit verspricht der Abend gut zu werden. Wird er auch. Venerea sind Vorband und bestätigen meine Hoffnungen. Hittiger Cali-Punk aus Schweden auf Lo-Fi Niveau. Die Band tourt sich den Arsch ab (man hört Gerüchte, dass die schon für einen schlechtbesuchten Gig in Bayern den weiten Weg von Schweden und zurück gemacht haben!!!) und verliert trotzdem nicht an Substanz, laune und Energie. Geil. Hit an Hit und strahlende Gesichter im Publikum sowie bei der Band.
Dann Ten Foot Pole. Ich weiss nich: Musik ziemlich okay, der sound is besser als bei Venera, die Band tierisch tight. Aber: Neben der unzumutbaren Spielzeit von ganzen 60 Minuten (als Headliner von zwei Bands eine Frechheit!), kommt hinzu, dass der Sänger zwar unheimlich nett und bemüht ist, mit dem Publikum zu kommunizieren und alle Interessen (Band-Publikum-Security) unter einen Hut zu bringen, dabei aber soviel labert, dass eine Stunde gerade mal dazu reicht, 10 Songs runterzuklatschen. Totaler Dreck! Vielleicht liegts aber auch am Underground und deren Vorgaben Egal: Für den zahlenden Besucher (oder vielleicht FAN) absolut enttäuschend.
Bei diesem Konzert weiss ich sogar nicht mehr, ob ich hinterher besoffen war oder nicht. Weil es sich aber so schön anhört, sag ich mal dass es dieser Abend war, an dem ich nach dem Konzert mit Silvio, Uli, einem seiner Kommilitonen und dem Schubbat die Liste mit den 15 wichtigsten (und für uns wegweisendsten) Platten der letzten 15 Jahre für den OX - Poll erstellte. Hei, was ging das heiss her! Geil, wenn sich musikbegeisterte Plattensammler beinah an die Gurgel springen, um auf einen Nenner zu kommen. Hier unser Ergebnis.

Social Distortion - White Light, White Heat, White Trash
Nirvana - Nvermind
Metallica - Black Album
R.A.T.M. - s/t
NOFX - Punk in Drublic
Bad Religion - Generator
Green Day - Dookie
Die Ärzte - Nach uns die Sintflut
Refused - The Shape of Punk to come
Red Hot Chili Peppers - Bloodsugarsexmagik
Guns'n'Roses - Appetite for destruction
System of a down - Toxicity
Turbonegro - Apocalypse Dudes
Mighty Mighty Bosstones - Let's face it
Pantera - Vulgar display of power

07.02., The Atomaren Uebermenschen (OJO, Overath)
Vorglühen mit Volker, was ein Spass! Mit niemandem kann man sich so schön die Lampen anschiessen, dabei Motörhead hören und mit nacktem Oberkörper vor dem Spiegel rumposen. Dingdong! Aaaah, der Herr Kremer is da. Pünktlich wie die Feuerwehr kommt er mich zum Soundcheck abholen. Mit meinem Auto. Ich fühle mich toll und habe alles unter Kontrolle, soll in Wirklichkeit aber nach Augenzeugenberichten schon beim Eintreffen erbärmlichst betrunken gewesen sein. Deshalb gab es auch keine Mecker von wegen Fremdalkohol, der AK und die Thekenbesatzung hatten wohl Mitleid…
Die the atomaren Ueberemenschen sind eine Band, die nur aus Stars besteht…dagegen sind WSK gar nichts! Frank im Bockwurschtbudenschört am Schlagzeug, dem beim Daddy Memphis - Cover "Landjäger" das pure Glück ins Gesicht geschrieben steht, der wie immer völlig verunsicherte Benni K. , der nich weiss wohin mit sich und sich am liebsten seine Band von unten angucken würde, Metal - Gott Burn, der sich heute mal wieder die Finger blutig spielt, wobei er unter seiner Haar-Windmühle nicht zu erkennen ist und zu guter letzt ein Mann, dessen unglaubliches Talent die Welt noch kennenlernen wird; ein Mann, der sich mit Türk Travolta auf eine Stufe stellen kann, des Wahnsinns fette Beute: The Kollege! Im Anzug. 80% der Zeit verrenkt er sich auf (!) seinem Marshallturm und bringt an unpassendsten Stellen überflüssige Tapping - Soli. Musikalisch is das ganze 'ne Mischung aus Störkraft, Skid Row und Knochenfabrik, die Texte schwanken zwischen absolutem Müll, Gehirnschrott, geistigem Abfall (was ja auch irgendwo entsorgt werden muss, also ist so eine Gruppe bestimmt ein tolles Ventil) und unabsichtlichem Genie. Kurzum eine Band, die man entweder liebt oder hasst. Aber Hass wächst auch aus Unverständnis. Wer sich also auch die noch so schrulligste Ausstellung im Museum für moderne Kunst antut und auf three-minute-sculptures steht , kann und muss sogar, um seinem Bildungsanspruch gerecht zu werden, den Bogen zu den Atomaren schlagen und sich diese Band als Vernissage - Objekt vorstellen. Obszöne Kunst sozusagen. Es werden mal wieder die meisten bekannten Hits wie "Spasmo urengenin", "Lokenbach Fuck Off", "Sons of Satan" oder "Papierflieger" geboten, und heute abend erwartet uns sogar eine Premiere: Der noch unveröffentlichte "Scherensong".

Chorus: 
Mach mir die Schere, baby
denn du hast 'nen ziemlich guten Charakter
Mach mir die Schere, baby
für mich und meine Freunde

Also für mich zeichnet sich hier schon der Sommerhit des Jahres 2003 ab, vor allem wenn dann endlich die Duett - Version feat. Ylva von Lili draussen ist, wo Ylva's Rolle im B-Refrain liegt:

Ich mach dir die Schere, baby
denn ich hab 'nen ziemlich guten Charakter (vielleicht wäre hier doch besser Ausstrahlung angebracht)
Ich mach dir die Schere, baby
für dich und deine Freunde

R.E.S.P.E.C.T., die Dame. Genau das in Aussicht, schleimen die Atomaren noch ein bischen rum und covern sogar Lili's "Farin U.". Köstlich! Irgendwann is auch Schluss mit lustig und wir gehen zum normalen Partygeschehen mit DJ Tobbes über. Der Vollsuff fordert seine Opfer: Ich hab vergessen, mir einen Pennplatz zu organisieren und stehe kurz davor, aus der OJO gefegt zu werden. Doch halt, der Herr Kremer bietet den Proberaum der Atomaren als Schlafgelegenheit an. Was für eine Ehre!
Doch vorher noch zur Tanke, ein paar Bier für auf die Hand. Auf dem Rückweg kommen wir (es ist wenn du um 5 Uhr morgens aufstehst, um dann aufm Markt zu arbeiten, ist das Letzte, was du sehen willst 2 besoffene Penner, die es um die Zeit witzig finden, zu feilschen…ab ins Bett. Das bedeutet, mich im stinkenden, atomar verseuchten Proberaum unter den Teppich zu legen und 3 Stunden zu schlafen…

08.02. Soulfly (Köln, Live Music Hall)
So, endlich mal wieder Gästeklo. Wieder ein Kapitel mehr. God save Andi Söntgerath!!!! Die Agenten Burn Partei, the Kollege, Papa Kremer und Luigi Cardeneo stehen in der Masse vor der LMH als Herrn Kremer auffällt, dass ja "Gar keine richtigen Metaller hier sind! Alles Lutscher!". Wo er recht hat, hat er recht. Wenn nicht, hätten wir nämlich nach Vollendung des Satzes ordnungsgemäss aufs Maul gekriegt. Hamwa aba nich. Wie es sich für arrogante Gästelistenschnorrer gehört, verpassen wir brav die Vorband und genehmigen uns teures Bier an der Bar. Jetz bin ich aber mal gespannt. Sepultura haben ohne Max Cavalera nur mittelmässige Platten gemacht und Max Cavalera kann ohne Sepultura bestimmt auch nich viel. Ich kenne nur einen Song, der allerdings einiges verspricht. Herr Cavalera sieht ein bischen aus wie der Ritter von der traurigen Gestalt mit seinem versifften Dreadlock - Dutt, Wampe, gebückter Haltung und abgebrochenem Schneidezahn. Is aber egal, denn ab dem ersten Ton tobt die ganze halle und irgendwie ist diese Band verdammt mitreissend. Scheissenochmal! Es ist laut, der Sound 1A und Soulfly liefern ein Brett sondergleichen. Ich bin ein wenig overdressed (Wollmütze, Pulli, Schal) für die 50 Grad Celsius, die in der Halle herrschen aber davon lass ich mir nich den Spass verderben. Alle Daumen sind schon längst oben und mein Glückslächeln is wieder da, als plötzlich ein bekannter Song aus den Boxen kracht. Die spielen tatsächlich "Propaganda" von Sepultura. Goil! Dann der Overkill: Refuse/Resist und Territory direkt hintereinander. Geilomatokowski! Noch ein bischen Soulfly-Hippiescheisse mit Didge, komischen Dschungeltrommeln und einem Instrument, was der bengalischen Zupftrommel nicht unähnlich ist aber die Grösse eines Flitzebogens hat - kurz: Der Scheiss, der Sepultura kaputtgemacht hat. Dafür gibts noch "Roots, Bloody Roots" obendrein. Soulfly verabschieden sich mit "Back to the Primitive" und eine wahnsinns -- Überraschungsband verlässt die Bühne. Volle Punktzahl. Zufrieden ins Bett!

Gelogen! Gar nicht nach Soulfly zufrieden ins Bett! Es ging ja noch weiter. Und wie! Habe gerade die Niederschrift des weiteren Verlaufs des Abends gefunden. Also:

08.02., THOMAS FEIERT GEBURTSTAG in der Wohnung seiner Freundin, Morsbach
Frank is die ganze Zeit nüchtern geblieben, um uns an diesem Abend nach Morsbach zu fahren. Trotzdem fühlt er sich nich so ganz sicher, da er ja genau das gleiche Schlafdefizit wie ich zu bekämpfen hat. Ich für meinen Teil besaufe mich weiter fröhlich auf dem Beifahrersitz meines Kadettilacs auf dem Weg ins Oberbergische und spiele DJ. Morsbach liegt am Arsch der Welt (echt jetz) und is die Heimat der ziemlich doofen Frauen, aber dafür herrlich bescheuerten Typen. Allesamt Originale, für die der Kollege schonmal ein ganz gutes Beispiel ist. Dieser schafft es im Übrigen, sich in seiner Geburtsgegend total zu verfahren, was selbst mir nicht gelingen würde, obwohl ich 'nen Orientierungssinn wie ein Stein habe. Wie am Arsch der Welt Morsbach, oder besser Steimelhagen liegt, zeigt sich in Tatbeständen wie z.B. dass die einzige Kneipe am Ort Sonntags zu hat und es im Umkreis von 3 km nicht einen einzigen Kippenautomaten gibt. Dafür liegt hier fast ein Meter Schnee und Frank will die ganze Zeit Schlittenfaahn. Hat der sie noch alle? Macht doch sonst keinen Finger krumm.
Die Party is relativ langweilig, bis der Kollege mehrfach hintereinander auf einem seltsamen asiatischen Seiteninstrument (Mischung aus Sitar, Banjo und Balaleika) für Linkshänder breitbeinig den Scherensong runterkloppt und der Morsbacher Ex - Dealer (inzwischen für die Uni Siegen zuständig) die Badewanne zum Eimern freigibt.Lang nich mehr gemacht. Es gibt VIEL Bier und VIEL zu essen: Echter Morsbacher Kartoffelsalat (warm), Nuddelschloht und Backschnittchen. Um 4 Uhr ist erschöpftes Verkacken angesagt, aber Thomas hat für morgen einen Frühschoppen, der sich gewaschen hat angekündigt.

09.02.2003, Frühschoppen, Thomas' Freundin ihre Wohnung
Allgemeines Wecken um 10. Ich rechne eigentlich damit, innerhalb der nächsten halben Stunde aufzubrechen und einen für mich typischen Sonntag (d.h. im Bett) zu verbringen. Aber nein, Thomas muss ja einfallen, dass er ja immer noch Geburtstag hat und immer noch verdammt viel Bier da is. Plopp!
Der Rest des Tages verläuft in etwa so: Während der Morsbacher Blues - Gott Guido auf einem Stuhl sitzt und entweder Muddy Waters - Songs oder eigene Blueskompositionen auf Morschbier Platt zum besten gibt, schütten sich die anderen die Hucke zu, schmeissen sich vor Lachen untern Tisch, machen pflichtbewusst all das wieder dreckig, was Melanie (einzige anwesende Frau, weil ihre Wohnung) vorher saubergemacht hat und zeigen den kleinen Mädchen von gegenüber, die mit 'nem Feldstecher am Fenster hängen, ihre Pimmel. Kommt man dafür ins Gefängnis? Der Kollege geht sogar unten ohne (obenrum Anzug) aufn Balkon Bier holen. Irgendwann wird es zeit, sich bei Chips und Bier vorn Fernseher zu hägen. MDR - Wunsch- und Grußsendungen, herrlich. Kochsendungen, herrlich! Gegen 18.00h penn ich vorm Fernsher ein. Und weil man ja automatisch völlig nüchtern ist, nachdem man geschlafen hat - egal wie kurz- , fahre ich abends den Kollegen, Burn, Frank und Krischan (die übrigens allesamt noch am saufen sind) sicher zum Ojo nach Overath, damit sie wie jeden Freitag- und Sonntagabend vorm Hintereingang die LILI - Probe abfeiern können. Super Privatleben, was?

11.02. Audio Karate, Tsunami Bomb, Ataris, Vandals (Köln, Prime Club)
Heute wird zur Abwechslung mal Eintritt gezahlt. Dafür haben Flo und ich auch anständig vorgeglüht und müssen nicht so viel Geld für Bier an der Bar ausgeben. Tun wir aber trotzdem. Audio Karate sind schon im letzten Drittel ihres Sets. Spielen ziemlichen lärm, sehen dabei jung und modern aus, und der Sänger hat vom vielen Touren eine Stimme, die Claus Lüer ernsthafte Konkurrenz machen könnte. Unspektakulär. Aber trotzdem ein guter Bandname. Hätte von mir sein können.
Dann Tsunami Bomb, die ich unbedingt sehen wollte, weil Uli die toll findet und die eine angeblich süsse Sängerin haben. Haben sie auch, sind aber nich toll. Bühnenpräsenz hat in der Band bis auf den Bassisten niemand und die Mucke is scheisse. Garagenpunk ohne Hits. Da helfen auch die Titten auf der Bühne nix. So, jetz wirds mal langsam Zeit, dass sich das Eintrittsgeld lohnt. Tut es auch, weil jetz nämlich die Ataris kommen. Mein Wunschhit "I won't spend another night alone" wird sofort als zweites verpulvert, die Jungs können das Niveau aber halten. Hach, schööööön! Poppunk mit unglaublich Energie und Hitpotential. 3/4 der Band haben amtliche Wampen, Buddy Holly Brillen und sehen scheisse aus, der Sänger aber rundet das Bild mit deiner Chesney Hawks-Frisur, dem schwarzen Hemd und der roten Krawatte ab. Ein Leptosomenschönling, wie er im Buche steht. Das macht er dadurch wieder gut, indem er nach einem Song völlig ohne Vorwarnung blitzschnell seine Gitarre abnimmt und gegen die Wand schmeisst. Reschpekt. Als er die gleiche Klampfe, die er danach noch tatsächlich spielt ins Publikum wirft, packe ich mir angesichts desselben an den Kopf, weil es das gute Stück schön brav - als wär es ein Stagediver' - wieder zur Bühne reicht. Was meint ihr, wie schnell ich mit dem Ding aus dem Club gewesen wär.
Die Vandals machen Kirmespunk. Sehr guten Kirmespunk. Sie haben das Talent, den Humor in ihre Texte ungefähr so genial wie die Ärzte reinzukneten, nur auf Englisch eben. Ich kenne nur die "Hitler bad - Vandals Good" - Songs, die ich auch alle geboten kriege. Glückslächeln. Die sind einfach gut und jetzt stimnmt das Preisleistungsverhältnis entgültig. Toller Abend. Als wir den Laden verlassen, sind wir hackestramm, ich bin froh, meine Bahn zu erkennen und morgens bin ich in meinen Klamotten aufgewacht. Wie praktisch - bin ja schon angezogen!

15.02. Bollock Brothers, Lili (Köln, Underground)
Cool. Lili spielen (was ja immer Pflicht is) und ich bekomme Phillips Gästekloplatz weil der seine Freundin ja öfters sehen kann als ich. Danke von hier aus! Einen besonderen Reiz hat es, die - naja, sagen wir mal "eigenwilligen" - Lili als Vorband von so alten Punkhelden wie den Bollock Brothers zu sehen. Dementsprechend auch das Publikum: Herrschaften um die 40, die alle inzwischen Lehrer sind und ein Kölschglas in der hand halten, ein paar Nietenpunks (einer ordnungsgemäss mit Schlappiro und Schnurrbart) und der Overather Lili - Fanclub. Schön. Lili spielen wie immer und mir fällt auf, dass sie sich um ein bischen deutschpunkiger zu wirken doch ruhig "Charakterschwäche" nennen könnten. Einmal am Tag muss man auch gemein sein können. Heute kommt das "Kleine Taschenlampe brenn!" - Cover besonders gut an, weil sich die 40jährigen an ihre Jugend erinnert fühlen. Romantisch. Dann die Bollock Brothers, die man sich getrost sparen kann. Trotzdem sehr lehrreich. Lass die Finger vom Heroin, sonst siehst du mit 40 aus wie der Keyboarder von denen. Unglaublich abwesend, dieser Kerl. Eingefallene Wangen, aschblonder Scheitel, blaues Glitzer - Sakko, weisse Stiefeletten und Jeans. Fashion Red Alert! Der Gitarrist spielt eine unglaubliche ästhetische Zumutung, was eine Gitarre sein soll. Die billigsten Riffs der Welt in breitbeiniger Stadionrockpose zu lahmen Psychedelic-Rock mit 77-Attitüde. Uäh! Der Sänger sieht aus als ob er vom ersten Song an am Stock geht und jeden Moment umzufallen droht. Der Bassist ist 'ne gutgelaunte Rocksau mit permanentem, schelmischem Lächeln und dem unsäglichen Bass ohne Kopf, den der Typ von der Grönemeyer - band immer spielt. Aua. Interressant ist, dass der Saxophonist der Typ ist, der bei 1Live "Raum und Zeit" und "Heimatkult" moderiert. Von Lili krieg ich hinterher gesteckt, dass er sich während einer Spielpause backstage von seiner Alten 'nen gehörigen Abriss anhören durfte von wegen "Ey, das find ich jetz wieder voll scheisse von dir, wennde jetz Bier trinkst." Selber schuld. enn man die alten Säcke mag, muss man ihnen anrechnen, dass sie 2einhalb Stunden durchgehalten haben. Ich habe das nicht und bin vorher nach haus gegangen. Jetz hab ich zwar wieder 'ne Legende auf meiner Liste abgehakt, hätte man aber auch genausogut sausen lassen können!

18.02. Die the Atomaren Uebermenschen, Lili, Chefdenker, Fuck a Duck (Köln, Robers Garage)
Heute hat Papa Frank Geburtstag. Ich traue ihm glatt zu, dass er das weiß. Was er nicht weiß ist, dass die gute Silke ihm zu Ehren ein Konzert organisiert hat. Reschpektemang. In Robers LKW-Schieberwerkstatt in Deutz ist also keine Bühne aufgebaut, dafür aber ein roter Teppich, auf dem die Bands spielen können und Dr. Bachetzky (former Head of the Garage, Overath) hat P.A. und Licht mitgebracht. Alter Profi. Robers Freunde haben lecker Nudelsalat für alle gemacht und gegen eine freiwillige Spende kann man sich daran und am Bier gütlich tun. Heute habe ich endlich (mit 3jähriger verspätung) Franks Geburtstagsgeschenk dabei. Über das Nummernschild mit dem Schriftzug "Frank" und einem eingeprägten Brummi freut er sich wie ein kleines Kind.
Als ich ankomme, spielen die Chefdenker bereits und meine Herren - da hat aber jemand geprobt und sich gefunden. Die neue Band von Clausi kann ja einiges! Besetzung: Claus Lüer wie immer an Gitarre und Gesang, der the Kollege (the Atomaren Uebermenschen) spielt Sologitarre, Graf Disco Bass und Knüllerkönig Matze (angeworben aus dem Internet und durch einen glücklichen Zufall genauso herrlich bescheuert wie der Rest der Band) schwingt die Essstäbchen. Texte wie immer und die Mucke eine Kreuzung aus Knochenfabrik (was sonst?) und Schrammel-Indierock. Wenn Claus sich am Riemen reisst und die erst mal so ihre 20 Konzerte gespielt haben, wird das 'ne richtig gute Band. In punkto Posing kann sich inzwischen sogar Türk Travolta hinterm Kollegen verstecken, der sich die ganze Zeit breitbeinig aufm P.A. - Turm verrenkt und sich nicht anmerken lässt, dass er nur vor 30 Verstörten und nicht im ausverkauften Müngersdorfer Stadion spielt. Super.
Lili spielen heute auf Zuruf, weil wir inzwischen alle ihre Lieder kennen und das natürlich auch demonstrieren müssen. Wir sind ja unter Männern, gell? Ylva sieht zum ersten mal nicht aus wie 'ne Mischung aus Traci Lords und Gabi Köster , sondern tasächlich wie die harmlose Sportstudentin, die sie ist. Findet der Kollege natürlich super und und liebäugelt mit dem Gedanken, sich an der SpoHo einzuschreieben. Büschen Schwimmen, büschen Fussball, büschen Basketball und abends mit Ylva saufen gehn. Man muss auch träumen dürfen.
So richig qualitativ gut wirds dann bei Fuck a Duck. Strassenstumpfpunk der Extraklasse. Ab 2 Promille zu ertragen, aber die hab ich ja inzwischen auch. Daumen hoch für folgende Features: Gitarrist mit 7seitiger Metalklampfe und den Fähigkeiten von Steve Jones 1976. Bassmann Babs schreit rum, dass sie dasunddas Lied auf keinen Fall spielen werden, weil es ihm nicht stumpf genug ist. Frontmann haut sich die Fresse am Mikrofon auf und bleibt cool. Fuck a Duck - eine Band wie eine unsedierte Flexbehandlung am Gebiss! Zur richtigen Zeit super Entertainment.
Danach erlauben sich die grossen the Atomaren Uebermenschen einen kleinen Gastauftritt. Die Chance müssen sie auch nutzen, sind immerhin nicht allzuoft zur selben Zeit am selben Ort. Selbst, wenn ein Konzert von ihnen auf dem Plan steht. Als letzter Höhepunkt des abends bieten Claus, Kollege, Graf Disco und ich mal wieder "Höllenfeuerlicht" von Casanovas Schwule Seite dar und ernte ob meiner Agressivität Fragen, was ich denn gegen das arme Schlagzeug hätte. Ohne Fleiss kein Preis.
Wie der Abend geendet hat? Keine Ahnung.

27.02. Les 6 Kölsch 1 Cola, Driss un Flönz (Köln, Q-Hof)
Es ist wieder soweit, wir haben Karneval. Weiberfastnacht in Köln. Fluch und Segen. Ich wache morgens bei Flo auf und erlebe eine Überraschung als ich mit Frank vom Bierholen wiederkomme: Carmen und Alex aus dem schönen Saarland haben sich bei Flo eingezeckt und mir nix davon gesagt. Hoch die Tassen. Es ist 11h morgens. Wir hauen die Rollmöpse und den Jägermeister weg, schauen noch kurz beim Pornodänen vorbei, wo sich Flo seine 40kg-Ritterrüstung anlegt und ab gehts an den Rhein. Bis 17h fröhliches Asselgesaufe. Dann ab ins Cave und oh Schreck: Selbst hier läuft Karnevalsmusik. Also schnell in'n Q-Hof, wo heute das Konglumerat aus Jülicher Punkrockern als Karnevalscoverband Les 6 Kölsch 1 Cola auftreten. Allen voran der unglaubliche Uwe Mock im Anzug, Narrenschiffchen und mehr Karnevalsorden um den Hals als B.A. Barracus Gold am Kragen hat. Ich habe mein Platzkärtchen in der ersten Reihe und erinnere mich dunkel, ziemlich begeistert gewesen zu sein. Danach spielen Driss und Flönz, das sind die Radioactive Toys als Karnevalsband mit Stehschlagzeuger. Nicht die geringste Erinnerung mehr, wie die waren. Wie ich nach hause gekommen bin weiss ich auch nich mehr. Weiberfastnacht eben. Trotzdem null Punkte. Schade.

01.03. Les 6 Kölsch 1 Cola, CCKG (Jülich, KuBa)
Heute gehts zur grossen Karnevals - Trunksitzung der CCKG (Cafe Cholera Karnevalsgesellschaft) in Jülich. Les 6 Kölsch 1 Cola sind gleichzeitig Elferrat und Stimmungskapelle, die den vollbesetzten KuBa sowas von durchrocken, dass es eine Freude ist. Erstaunlich, wie viel Spass man auf einer Karnevalssitzungnhaben kann, wenn anstatt irgendelcher Bauernschlampen, die das ganze Jahr im Funkemariechen Tanzcorps üben ein paar hässliche Ollen in KISS Kostümen auf die Bühne kommen, Feuer speien und zu I was made for loving you tanzen etc… Punk und Karneval. Kann ich mit leben. Nach dem offiziellen Showteil gehts weiter im Text - also im Suff. Es folgen diverse U-Boote mit Bachner, Uwe und Vanessa (Socks-Tourbegleiterin), Jägermeister-Eistee und andere Perversitäten. Florian macht 3 Punkte in Ritterrüstung, was eigentlich schon einen vierten Extrapunkt wert ist. Ich bekomme nur zwei. Vielen Dank an den unglaublichen Uwe, der mir für die immer ausverkaufte Veranstaltung am selben Tag noch 2 Karten zurückgelegt hat und uns mit im Junkieraum hat pennen lassen. Ganz gross!

22.03. Anthrax (Köln, Live Music Hall)
Seit 7 Tagen langweile ich mich im Studio. Glaubt man gar nicht, aber wenn man erstmal fertig mit einspielen ist, bleibt einem als Beschäftigung nur noch einkaufen, kochen, kiffen und saufen mit Playstationbegleitung, was auf die Dauer auch langweilt. Dementsprechend hoch liegen meine Erwartungen an Anthrax heute abend. Im Studio werden wir so spät fertig, dass ich mit dem Auto zur Live Music Hall fahren muss und den alten Kadettilac ganz schön rannehme. Egal, ob es seine letzte Fahrt ist, heute spielen Anthrax! Meine Jugendliebe! Als Vorband von Motorhead haben sie unglaublich überzeugt. Überwiegend alte Hits und vielleicht 2 oder 3 neue. Das komplizierte an Anthrax ist, dass sie seit 1993 einen neuen Sänger haben, mit dem sie mittelmässige Alben produzieren, dieser Kerl aber so ein unglaubliches Organ hat, dass die alten Kracher noch geiler kommen! John Bush der Name. Ich raste vom ersten Song an komplett aus, Herr Neidhardt ist auch Fan und ebenso vorne mit dabei. Anthrax sind super. Weil sie heute aber 90 Minuten spielen müssen, kommt relativ viel neues Material, welches mich eigentlich einen Scheissdreck interressiert. Ich weiss, ich bin schlimm. Ich kenns ja selber. Als Band will man immer den neuen Kram spielen, weil der noch Spass macht und frisch ist, die Fans lecken sich die Finger aber eher nach den Hits von vor 10 jahren. Ein Dilemma! Das machen Anthrax aber klasse. An alten Hits liefern sie "Got the time" , "In my World", "Caught in a mosh", "Antisocial", "Indians" (bei dem übrigens 5 Schubbert - Typen mit Indianer kopfschmuck auf die Bühne dürfen und dort ihren Feitztanz aufführen), "Evilnikufesin", "Madhouse", "Bring the Noise" UND "I'm the Man" (Daumen hoch!), sowie "Metal Trashing Mad" von der Fistful of Metal, bei dem sich die komplette Band selbst kaputtlacht, was sie damals für eine Scheisse verzapft haben und: "Fast as a shark" von Accept!!! Vorher wird selbstverständlich betont, wie geil Anthrax doch Accept finden und das es ohne diese keinen deutschen Heavy Metal gegeben hätte. German Steel. Zwischendurch entschuldigt man sich für George Bush, is gegen Krieg aber trotzdem der Meinung, dass Bands lieber Metal machen sollten als dem Publikum seine Meinung aufzudrücken. Nur weil man auf der Bühne steht, muss man es nicht gleich besser wissen. Naja. Fehler des Abends: "Black Lodge" von der Sound of white noise zu spielen. Wer braucht bei Anthrax die Balade? Wenn schon, dann hätte es bitteschön "Dallabnikufesin" sein können, das wär wenigstens witzig gewesen. Trotzdem ein geiles Konzert, das anschliessend im Cave noch ordnungsgemäss begossen wird. Anthrax haben übrigens die gesamte Live Music Hall in ihr Hotel eingeladen, in dem sie gar nicht residierten. Ätsch.

31.03. Zimmers Hole, Devin Townsend Band, Strapping Young Lad (Köln, Prime Club)
Vor drei Tagen habe ich zum ersten mal Zimmers Hole gehört und ich war begeistert. Kein Song länger als anderthalb Minuten, Deathgegrinde vom feinsten und unglaublich witzig. Man denkt, der Illes würde in dieser Band mitspielen, weil andauernd irgendwelche Tierstimmen imitiert werden und das eigene Genre so dermassen auf die Schippe genommen wird, dass es eine helle Freude ist. "Die muss ich live sehen!" dachte ich mir. Und wie's der Zufall will, stehen drei Tage später Zimmers Hole, die Devin Townsend Band sowie Strapping Young Lad auf dem Primeclub - Programm. Herr Söntgerath verdient sich wieder mal 'ne Flsche Schampus, weil er uns zu zweit aufs Gästeklo schreibt und wir trotzdem zu dritt reinkommen. Gross! Sigi Harff hat ja schon verzückt von Zimmers Hole's Bühnenshow geschwärmt, aber immer der Reihe nach. Heute wird auf der Bühne lustiges Bäumchen-wechsel-dich gespielt. Kopf des Ganzen ist Devin Townsend, langhaariges Multitalent mit Halbglatze, was unglaublich Scheisse aussieht.Da find ich mich ja schöner! Dieser Typ singt und spielt Gitarre sowohl bei Strapping Young Lad als auch seiner selbstbenannten Truppe.Die Musiker dieser Bands bilden alle zusammen Zimmers Hole. Nur deren Sänger spielt in keiner anderen Band mit. Gene Hoglan, der grosse, fette Schlagzeuger von Strapping Young Lad, kann leider nicht mehr 2 Konzerte an einem Abend spielen, weil er eben so gross und fett ist und deshalb am Stock geht, weshalb Zimmers Hole heute einen eigenen Trommler im Gepäck haben.
So: Ersma Zimmers Hole. Klasse Opening! Sänger the black devil kommt mit Teufelshörnern, Schlachterschürze aus Leder, einem riesigen Gummischwanz zwischen den Beinen und einem echten (!) Schwert in jeder Hand auf die Bühne und versucht, diese mit seinen Stechwerkzeugen zu filettieren. An seinem Mikroständer hängen diverse Leichenteile und der Kerl gibt alles! Ich habe Tränen in den Augen, als sie die Hymne "This is Metal" tatsächlich spielen, Black Devil ein Skelett mit Fleischresten fickt und anschliessend Vodka Lemon aus seinem Schwanz ins Publikum spritzt. Diese band ist nicht zu erklären und kompletter Schwachsinn, der einen ohne weiteres in die Klapse bringen kann, wenn man nicht aufpasst. Grossartig!!!! Das nenn ich Entertainment! Ist natürlich 'ne ziemliche GWAR - Kopie, hat aber genug Eigenständigkeit um nicht als Abklatsch dazustehen. Tip!!!
Dann die Devin Townsend Band. Laaaaaaaaaangweilig! Musikalisch gibts 'ne Mischung aus Stücken, die langsam und hymnisch a la Bolt Thrower daherkommen und 'nem Touch von Richie Blackmore's RAINBOW. Marke schaut doch alle, wie geil ich verträumte Gitarrenmelodien spielen kann. Mann, bin ich gut.Und so musikalisch…geschenkt.
20 Minuten nach diesem Haufen Scheisse steht der gleiche Kerl mit Strapping Young Lad auf der Bühne und zieht sich dermassen viele Publikumsbeleidigungen aus dem Arsch, die er maschinengewehrartig zwischen den Songs abfeuert. Die sind übrigens kompromissloser Grindcore mit wahlweise Gegrunze und/oder Gekreische. Und dieser Schlagzeuger…Gene Hoglan Fussballgott! Grösser, fetter und schneller als Dimmu Borgirs Nick Barker! Dafür hat er aber auch kein grosses, umgedrehtes Kreuz auf die Wampe gebrannt. Unentschieden.
Fazit: Die Devin Townsend Band kann man getrost in die Mülltone treten, Strapping Young Lad liefern ein totales Brett ab, nach dem man ein wundes Kinn hat, weil die Lade die ganze Zeit über den Boden schleift und Zimmer Hole sind sowas ähnliches wie die Muppet Show und Meet the Feebles in einem. Mit Metal. Hail!

05.04. Chefdenker, Skasozial, Lebens WeGe, 3 Against Gravity, ein bischen die The Atomaren Uebermenschen (Marburg, Bürgerzentrum)
Heute hat Natta Geburtstag. Natta ist ein Mädel aus dem Dunstkreis der Turbojugend Overath und studiert in Marburg. Ihr Freund hat sich was tolles ausgedacht: Wir mieten das Bürgerzentrum Marburg und laden alle daheimgebliebenen Freunde und Bekannte sowie die ortsansässigen Bands ein und überraschen die gute mal so richtig.
Ich stehe um 17.30h auf und bekomme einen Anruf von Frank:" Schwing die Hufe! In 'ner halben Stunde sind die Haags am Start und es geht ab nach Marburg!". Zu Befehl, mein Führer! Um 18.00h steh ich geschniegelt und gespornt vor der Haagschen Villa II und besteige das Hinfahrtmobil. Frank ist schlecht gelaunt, weil es ihm nicht schnell genug geht und Benni K. Hat daran seine helle Freude (Abb. 1). Wie man sieht, besitze ich seit gestern eine Digitalkamera, die heute erstmal entjungfert wird. Wir fahren ungefähr anderthalb Stunden und als wir ankommen merken wir, dass wir uns den Ritt auch hätten sparen können. Nicht, dass der Abend ununterhaltsam gewesen wäre, ganz im Ggenteil! Leider sind nur komplett Leute aus Overath da und ungefähr ein Marburger. Naja, kann nicht jeder von sich behaupten, 'ne ganze Stadt für einen Abend verlegt zu haben. Und wir waren auch noch so doof, den Spass mitzumachen. Von sowas lässt man sich aber nicht die Laune vermiesen und nimmt sich fest vor, heute alles gut zu finden. Das funktioniert auch. Chefdenker machen den Anfang und überzeugen mich sehr mit ihrem Knochenfabrik-Indierock (Abb. 2). Solides Set mit nur einer Ansage ("Wir lassen heute mal die Schülerband raushängen…"). Wie die Profis. Danach gibbet Rock'n'Roll vom feinsten: 3 against gravity, die ich hier zum ersten mal gebührend bewerten kann. Aus der Asche von Among Vultures hat sich diese Band gebildet, nur ohne den Cowboy, der jetz halt mit LebensWeGe Hip Hop macht. Ziemlicher Riff'n'Roll mit zwei tatsächlichen Hits, namentlich "Universe by foot" und dem komischen Swingersong. Nebenbei habe ich mich an Tills neue Frisur gewöhnt und finde, dass die kurzen Haare unheimlich gut ausssehen (Abb.3.). Dann kriegen wir es mit Skasozial zu tun. Der neuen Band von Honolulu Silvers kleinem Bruder Celle (Abb.4), mit Bläsersatz und so. Da muss ich schon sehr betrunken gewesen sein, und merke nicht, dass mir über das viele fotografieren die Mucke gar nicht auffällt. Alles, was ich sagen kann, ist dass die Truppe einiges mehr hermacht als damals Leisure Suit Riot, aber wir haben es ja auch mit 'nem gut arrangierten Orchester zu tun. Jetz wirds richtig interressant: Die LebensWeGe ist ein Zusammenschluss aus Overather Musikern, die streckenweise in anderen Bands spielen und da was völlig anderes machen. Beispielsweise spielt Herr Till Krempel von 3 against Gravity dort Bass und zwar superschwul, und Andi vonne Live Music Hall (Abb.5) spielt verdammt noch mal überraschend gut Orgel, darf aber auch sonst viel Scheisse baun. Musikalisch gibts irgendwas zwischen HipHop und Dub Reggae, mit Liveband halt. Dazu ein Bläsersatz. Normalerweise kann man mich mit sowas jagen, aber heute hab ich einfach gute Laune und beschliesse, alles gut zu finden. Wie z.B. die the Atomaren Uebermenschen (Abb. 6), die mal wieder einen kleinen Gaststar - Auftritt absolvieren und prompt den Strom abgedreht kriegen, was mich ein wenig sauer macht.
Danach heisst es kompletter Abschuss für alle. Die Atomaren sind immer noch beleidigt (Abb.7) und die Chefdenker intensivieren ihre persönlichen Beziehungen untereinander (Abb.8). Um 5 Uhr morgens bekommt der nüchterne Claus Lust, nach hause zu fahren und ich springe mit ins Auto. 2 Stunden lustige Fahrt zu fünft plus Instrumenten im Ford Fiesta. Natürlich wahnsinnig bequem, aber Rock'n'Roll is ja kein Lehnstuhl.Man muss nur genug 3 Besoffskis hören. Dementsprechend falle ich um halb acht ins Bett und vergesse völlig, dass ich um 9 auf der Arbeit hätte sein müssen. Den ganzen Morgen über verfluche ich den Typen, der mich ständig versucht aus dem Bett zu klingeln. Um 14h stelle ich fest, dass es mein Chef war. Grandiose Leistung, Herr Cardeneo!

10.04. Wir sind Helden (Köln, MTC)
Seit 3 Tagen häng ich wieder im Studio und langsam juckts mir in den Knochen. Ich muss wieder am Rad drehen und deshalb genehmige ich mir 3 Tage Pause. Wenn meine Pausen doch nicht immer so anstrengend wären…
Wie hab ich mich auf diesen Abend gefreut. Entgegen den Meinungen aller meiner Freunde, diese Band sei scheisse und ein Hit macht noch keinen Sommer tralala hab ich mich an diesem Donnerstag früh genug ins Auto geschwungen und mich vors MTC gestellt. Davor treffe ich Benni K. und Lord Fight, die enttäuscht ausm Mr. Quick kommen, weils da kein billiges Bier mehr gibt. Frank will innen Primeclub, weil er da umsonst Myballon scheisse finden kann. Hier müsste er dafür ja Eintritt zahlen. Götz (Öööö, ich wollt eigentlich ins Lick. Da gibts ne Flasche Sekt für ganz billich…") nimmt er mit.
Während ich die Vorband ignoriere, treffe ich doch tatsächlich ein paar Bekannte und das Biertrinken macht wieder Spass. Endlich die Helden. Erste Reihe und verzaubert sein! So ein süsses Mädel, Leckomat! Ne 5! Is leider mit ihrem Schlagzeuger zusammen. Schade. Die Band interresiert natürlich kein Schwein, obwohl der Keyboarder sich mit seinem Bohlen - Umhängeteil mächtich ins Zeug legt! Solo auf den Knien! Für so'n Studenten nich übel…Ach ja. Für die, die's nich wissen: Wir sind Helden machen Postretromodernen NDW - Abklatsch mit Stromgitarre und das ziemlich gut. Ein Gemisch aus Nena, Blumfeld und meinetwegen Nerf Herder. Aber wie gesagt: Blickfang is Judith mit ihrer Zwanzigmarkgitarre. Ich will ja nich übertreiben, aber von ihrer Bühnenpräsenz können sich Lili mal 'ne Scheibe abschneiden! Ich beschliesse spontan, mich zu verlieben.
"Guten Tag" spieln sie übrigens sofort als drittes und nich so theatralisch ans Ende vom Set gesetzt; sympathischer Dilletantismus. Anstatt aber aufzuhören, nachdem sie alle Songs durchgekloppt haben, spielen sie einfach ein paar Songs nochmal! Durchgefallen! Da hätte man doch prima ein KISS Cover spielen können. Ich verlasse den Laden, gehe ins Cave und betrinke mich so dolle, dass ich am nächsten Tag völlig vergesse mich am Vorabend verliebt zu haben. Schwein gehabt.

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