Caddy (Dezember 2002)

Metal Betrayers

Freitag, 06.12.2002, MANOWAR, Köln, Palladium

Verdammt!! Schon 4 Uhr vorbei, und noch immer kein Bier am Start. Ogottogottogott…und ich muss gleich auch noch Autofahn. Naja hilft ja alles nix. Schnell noch ein paar Erledigungen erledigt und ab zum Getränkemarkt. Ich bin so richtig schön in Stimmung. Den ganzen Tag hör ich schon die Kings of Metal. Eigentlich wollte ich ja zwischendurch auch ein bischen False Metal hören, um zu wissen, wo der Feind steht. Aber ich weiss eigentlich garnicht, was das ist. Ich dachte immer, damit meinen die so'n Kram wie Limp Bizkit oder meinetwegen Dream Theater oder alles was nicht über Blut und Stahl singt. Florian musste mich dann eines besseren belehren: Angeblich ist ALLES False Metal, was damals nicht auf der NWOBHM geschwommen ist. Also auch so moderne Erscheinungen wie Death - und Blackmetal Bands, obwohl die auch verdammt viel über Krieg "singen". Blut auch. Jede Menge Blut sogar. Das wär doch mal was. Die Warriors of the World oder meinetwegen die Army of Immortals, geführt von den 4 Kings gegen die wilden Kirchenanzünder und Hellraiser aus dem Norden. WAS für ein Schauspiel. Danach weiss man, wer die härtesten und trueesten auf der Welt sind.
Ich halte mich da raus und ziehe ein Guns'N'Roses T-Shirt an.Vorm ausverkauften Palladium treffe ich mich mit Herrn Neidhardt und Dr. Travolta, die übrigens beide Ohrstöpsel dabeihaben. Ich protestiere nur ein bischen und wir stellen uns an die Gästekasse. Nein, heute habe ich bezahlt. Die anderen aber nicht. An der Kasse hängen Schilder, die einen vor unglaublichen Lautstärken warnen und für 50 Cent kann man sich Ohrstöpsel kaufen und sogar bis 15 Minuten nach Beginn der Veranstaltung 'nen Rückzieher machen und sich sein Geld wiedergeben lassen. SCHWUL! SCHWUL! SCHWUL! Wo sind wir denn hier? Entweder man weiss es vorher, bleibt zuhause und zieht sich ein rosa Tutut an, oder man geht OHNE Warnschilder und Gehörschutz zu MANOWAR. So ist halt meine Attitüde bezüglich eines Manowar - Konzertes. Immer diese Mädchenscheisse. Gibt wohl doch nicht so viele harte Metal Warriors, da muss noch ein bischen Kohle von den Schwuchteln aus der Nickelback - Frontrow her.
Gästeliste hin oder her. Türk und Raki kommen nicht rein. Also muss ich vorgehen, mich am Merch melden, nach Rakis Kumpel/In fragen, wieder bei Türk anrufen…bis wir dann mit Bier, was wir von unserem geheimen Verbündeten, dem PORNODÄNEN, geschenkt bekommen haben (von dieser Stelle ein heisses DANKESCHÖN, Ramon!) auf der Gästetribüne stehen, von wo aus wir einen tollen ausblick auf die Bühne und die 5.000 Metalrecken davor haben.Was für ein Geschiebe. Die Vorband namens BLUDGEON haben wir leider verpasst. Soll einerseits aus dem Stall von meister DeMaio himself stammen, auf der anderen allerdings DEATH METAL gespielt haben. Komisch, was? Hier scheint einiges nicht zusammenzupassen… Wie zum Beispiel die Typen in den Ultima Thule T-Shirts. Oder der Wixer, der diese fahne hochhält, die mir verdächtig bekannt vorkommt: Weisser Kreis auf rotem Grund. Nur anstelle der Sonnenrune finden wir Thors Hammer vor. Diese scheiss Symbolik…Thors Hammer ist ja nun wirklich kein Weltuntergang, vor allem weil sowas ja viel in Nordischen Sagen, Mythen, Rollenspielen, ja sogar Asterixheften vorkommt. Aber immer wieder wird es von Teutonennazis als Zeichen der Macht der nordischen Rasse missbraucht, was mit dieser Flagge ja kaum eindeutiger zu zeigen geht. Arschloch!
So langsam hab ich richtig die Lampe an, die Wagner Mucke wird immer lauter und dann: LADIES AND GENTLEMEN! FROM THE UNITED STATES OF AMERICA…ALL HAIL - MANOWAR!!! Und genau mit dem Song gehts los. Wie immer. Schön, wenn man sich drauf verlassen kann. Ich gröhle fleissig mit, spiele Luftbass (das ist es, worauf es bei Manowar ankommt), schütte mir Bier in den Hals (the Manowar Style), als mir langsam auffällt, wie LEISE es eigentlich ist.

EXKURS: Manowar gelten als die lauteste Band der Welt. Motörhead auch. Während aber Motörhead ganz unspektakulär laut SIND und ihre Schnauze halten, müssen MANOWAR natürlich andauernd betonen, wie gnadenlos laut sie seien, lauter als ein Düsenjet beim Start sogar, und das es die ganze Welt hört, wenn sie auch nur irgendwo auf dem Planeten ihre Gitarren stimmen. Das wollte ein gewisser Herr GUINNES ganz genau wissen. Also bat er die jungen Herren zu sich in sein Wohnzimmer um dort zum tanze aufzuspielen. Mit im Gepäck hatte er Martin Bachner ("Bevor hier keine roten Lämpchen leuchten, ist der Soundcheck auch nicht zuende…") sowie ein Schweizer Dezibelmessgerät, was sich als gutes Team zum Kaschieren von Lautstärkewerten erwiesen hatte. Man wollte es den selbsternannten Kings of Metal ja nicht zu einfach machen. Die Rechnung hatte Herr Guinnes aber ohne den Draught/Draft - Wirt gemacht. Manowar hatten zur eindeutigeren Beweisführung einen eigenen Düsenjet angekarrt, der auf der Strasse vorm Haus mal kurz starten sollte, während Manowar spielten. Dies geschah tatsächlich, während die band "Blow your Speakers" anstimmte. Ergebnis: 136 db, kein Tönchen vom Jet, aber dafür doppelte Nachbarschaftsbeschweren wegen Ruhestörung. Manowar war das egal. Sie hatten ihren Eintrag im Guinnesbuch der Rekorde und dazu noch einen Grund zum angeben.

Ich wittere Beschiss! Ich habe Manowar dreimal live gesehen und es war jedesmal die Hölle für die Ohren. Ohne Ohrstöpsel. Wie gesagt, mit braucht man ja auch gar nicht hingehen. Aber DAS da - das war lauwarmes Windgeraschel in den Bäumen. Kaum zu glauben, warum die Massen immer noch begeistert mitgröhlen (beeindruckend von hier oben) und den Feiglingen auf der Bühne nicht die Hälse umdrehen… Naja, man hat ja Insiderinformationen und verfolgt die Story lange genug, um zu wissen, dass nicht die Hälfte von dem stimmt, was die Band angeblich so durchzieht. Die Babies, die da halbnackt die Bühne stürmen und mit auf den Motorrädern hocken, sind alle gekauft, stehen nachher bei uns auffe Tribüne und beschweren sich, dass ihnen Joey die Titten freimachen wollte. Mädels, entweder man lässt sich mit Manowar ein oder nicht. Immer diese halbgare Scheisse!! Bei jeder sich bietender Gelegnheit halten die Typen ein Bier in die Kamera, schütten es sich auf der Bühne aus einem Meter Höhe in den Hals - und trinken nicht einen Schluck davon. Alles Nichtraucher und strikte Antialkoholiker. Selbst die Crew darf erst trinken, wenn alles verpackt ist und die Busse unterwegs sind. Und Bärenfelle mit Schwert und Halfter tragen sie ja schon lange nicht mehr. Und dann kommts:
Sie spielen ein Akkustik - Set. Ich glaub ich spinne! Master of the wind UND Courage! Zeitschinderei hoch zehn! Wie läpsch… Während sie sich danach also durch die Motorradnummer dröhnen, Bass- und Gitarrensolo überstanden sind, und Manowar Deutschland mal wieder völlig abfeiern (Zitat Frank:"Wie lang ist eigentlich Joey DeMaios Schleimspur?") und langsam alle Höhepunkte abgehakt sind, kommts erst recht. Und wie. Monumental. Echt true. Voll Metal.

Auf der Bühne steht, im Lederstrampelanzug - Stefan Raab.

Oh mein Gott. Und nein - er wird nicht grausam hingerichtet, wie es sich gehört hätte, stattdessen darf er seinen dämlichen Hit "Gebt das Hanf frei" zum besten geben. Mit musikalischer Unterstützung von Manowar!!! Die spielen das. Echt jetz.Und Eric Adams singt das auch noch. Um Himmels willen, das muss doch jedem Idioten auffallen, das hier purer Geschäftsklüngel betrieben wird, und das nur weil die Band bei ihm in die Show durfte und nirgendwoanders.
Danach kriegt er tatsächlich eine Gitarre umgehängt und darf mit der band zu Warriors of the World united bangen.Wenn das mal nich nächste Woche im fernsehen kommt. Was kommt, stellt zumindest Joey DeMaio bloss. nachdem er mal wieder auf Deutschland trinken muss, natürlich mit Herrn raab zusammen (the Manowar Style), lässt sich dieser mal kurz ein 10l - Fässchen zurollen, sticht es an und schüttet es sich mal ebenso "rein": "The Cologne Style! Nich schlecht.

Ende. Doch halt, überraschende Zugabe. Weiss gar nicht mehr was. ich glaub als letztes kam "Blood of the Kings" und danach mal wieder "The Crown and the ring" über die PA. Nix grosses. Dafür war ich aber jetz breit und musste noch eine Lieferung vom Bahnhof abholen. Als ich dann Türk anrief, meldete der sich direkt von der Aftershow - Party bei manowar. Er hatte gerade seinem altem Kumpel Karl Logan zu dem guten Solo gratuliert und müsse sich jetz noch mit seinem Brother of Steel um die ganzen anderen Chicks kümmern, die ihm Raki grad klargemacht hatte. Es gäb tierisch viel Bier, alle nackt und voll breit und so und Stefan Raab hätte eine Gurke im Arsch. Ich hatte trotzdem nicht das Gefühl, was verpasst zu haben.

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